P2P-Kredite

P2P-Kredite sind in den letzten Jahren zunehmend populärer geworden. Sie locken dabei mit der Aussicht auf hohe Zinserträge. Nicht zu vergessen ist dabei, dass damit ein hohes Risiko einhergeht und im schlimmsten Fall der Totalverlust droht. Wenn ihr euch entscheidet als Privatperson Kredite zu vergeben, solltet ihr einiges beachten. Hier findet ihr das wichtigste in Kürze zusammengefasst. Am Ende stelle ich euch die Plattformen vor, bei denen ich investiert bin.

Was genau ist ein P2P-Kredit?

Unter P2P-Krediten (Peer-To-Peer) wird eine Kreditform bezeichnet, bei der eine Privatperson  einer anderen Privatperson (in einigen Fällen auch Unternehmen) Geld für einen festgeschriebenen Zeitraum zu einem vereinbarten Zinssatz zur Verfügung stellt. Kreditgeber ist in der Regel nicht nur eine Person, sondern mehrere.

Wie kann ich mich als Investor an dem P2P-Geschäft beteiligen?

Es gibt spezielle P2P-Plattformen, die Kreditgeben und Kreditnehmer zusammenführen. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Varianten:

  • Vermittlerplattformen (siehe Abbildung): Bei dieser Form stellen Kreditanbahner die Kredite zur Verfügung. Über die jeweilige P2P-Plattform verkaufen sie nun Anteile von den bereits ausgezahlten Krediten. Die P2P-Plattform spielt dabei die Rolle des Vermittlers.
  • Finanzierungsplattform: Über einen festgelegten Zeitraum können Privatpersonen ihr Interesse an einer Finanzierungsbeteiligung hinterlegen. Finden sich genügen Kreditgeber und wird der festgelegte Gesamtbetrag erreicht, wird das Projekt finanziert.

Welche Risiken bringen P2P-Kredite mit sich?

P2P-Kredite locken mit hohen Zinssätzen, bergen aber ein hohes Risiko. Ihr solltet nur das Geld investieren, das ihr in absehbarer Zeit nicht benötigt und euch im Klaren sein, dass es zu einem Totalverlust kommen kann. Auf keinen Fall solltet ihr „All-In“ gehen und eure gesamten Ersparnisse in P2P-Kredite stecken. Ich habe beispielsweise für mich festgelegt, dass meine Investitionen nicht höher als 5% meines Gesamtvermögens ausmachen. Aber worin liegt eigentlich das Risiko? In diesem Fall gibt es nicht ein Risiko, sondern mehrere:

  • Allgemeine Wirtschaft: Die Corona-Krise dient hier als bestes Beispiel. Die gesamte Wirtschaft wurde für mehrere Wochen still gelegt. Damit einhergehend wurden viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit geschickt oder haben im schlimmsten Fall ihren Job verloren. Das kann dazu führen, dass die Kreditnehmer die Raten nicht mehr zahlen können.
  • Kreditnehmer: Auch unabhängig von der wirtschaftlichen Lage kann es sein, dass der Kreditnehmer nicht mehr in der Lage ist, die Kreditraten zurückzuzahlen.
  • Plattform: Es entstehen immer mehr P2P-Plattformen. Die Professionalität und damit auch das Risiko variieren. Erkundigt euch im Vorweg über die Plattform und nutzt nur diejenigen, die seit mehreren Jahren am Markt etabliert sind.
  • Kreditanbahner: Auch diese sind Unternehmen der freien Marktwirtschaft. Sollte ein Kreditanbahner insolvent gehen, können Probleme hinsichtlich der Kredite entstehen.

Sind P2P-Kredite abgesichert?

Immer mehr Plattformen bieten eine Rückkaufgarantie an. Sollte der Kreditnehmer nicht mehr zahlungsfähig sein und das Darlehen den maximalen Zahlungsverzug überschritten haben, kauft die Plattform oder der Kreditanbahner den Kredit zurück und überweist dem Investor den Gesamtbetrag inkl. Zinsen zurück. In der Theorie klingt dies gut und lässt auf ein geringes Risiko schließen, in der Praxis ist aber nach wie vor Vorsicht geboten. Sollten zu viele Kredite auf einmal ausfallen, kann die Plattform oder der Kreditanbahner möglicherweise nicht alle Kredite zurückkaufen und das Risiko liegt wieder bei euch.

Was muss ich als Investor beachten?

Um das Risiko zu verringern, empfiehlt sich eine breite Diversifikation. Beginnen solltet ihr bei den Plattformen. Es ist dementsprechend sinnvoll, die Investitionen auf mehrere Plattformen zu streuen. So reduziert ihr den Verlust, falls tatsächlich mal ein Anbieter insolvent geht. Ich habe mich entschieden, mein Geld auf vier verschiedene Plattforen zu investieren und werde sie euch gleich vorstellen. Innerhalb einer Plattform solltet ihr auf so viele Kredite wie möglich streuen. Bei vielen Anbietern liegt der Mindestbetrag pro Kredit bei 10€. Wenn ihr mit dem Gesamtbetrag von 100€ starten wollt, investiert in zehn verschiedene Kredite a 10€. Auch bei den Krediten bieten viele Plattformen ein Risiko-Ranking an. Hier solltet ihr euch an die besten Rankings halten und möglichst unterschiedliche Kreditanbahner wählen. Ich zeige euch jetzt, welche Plattformen ich für mich gewählt habe.

Welche P2P-Plattformen gibt es?

Inzwischen gibt es eine Reihe von P2P-Plattformen. Einige verschwinden genauso schnell wie sie aufgetaucht sind, andere halten sich seit Jahren am Markt. Wenn ihr in P2P-Kredite investieren woll, solltet ihr euch eine seriöse Plattform aussuchen, die dies schon einige Jahre unter Beweis gestellt hat. Persönlich investiere ich bei vier Plattformen, die ich euch jetzt vorstelle.

Bondora Go&Grow

Von der Bedienung her ist dies wohl die einfachste P2P-Plattform. Nach der Einzahlung eines Geldbetrags wird dieser automatisch von Bondora investiert. Es entfällt die teilweise umständliche Auswahl der gewünschten Einstellungen. Nachteil ist, dass man als Investor keine Einblicke in die Kredite erhält, auf denen das eigene Geld verteilt wurde. Mit einem Zinssatz von bis zu 6,75% pro Jahr, fällt dieser im Vergleich zu anderen Plattformen relativ niedrig aus. Bondora erklärt es auf ihrer Website so, dass die restlichen Einnahmen, die durch die Kreditvergabe generiert werden, als Rücklage dienen, damit die Sicherheit erhöht wird und das investierte Geld jederzeit verfügbar ist.

Vorteile

  • Hohe Benutzerfreundlichkeit durch übersichtlichen Aufbau und Automatismus
  • Investitionen haben keine Mindestlaufzeit und das Geld ist jederzeit verfügbar
  • Einmalzahlungen oder monatliche Einzahlungen möglich
  • Bondora wurde bereits 2009 gegründet und gehört damit zu den etablierten Plattformen
  • Laut Anbieter niedrigeres Risiko als bei anderen Plattformen

Nachteile

  • Der Zinssatz von bis zu 6,75% ist niedrigerer als bei anderen Plattform
  • Kein Einblick, in welche Kredite das Geld investiert wird

mintos

Die 2015 gegründete P2P Plattform ist eine der beliebtesten unter deutschen Anlegern. Laut mintos beträgt die investierte Gesamtsumme über 5 Milliarden Euro (Stand April 2020). Damit zählt sie nicht nur zu den beliebtesten, sondern auch zu den größten. Es werden Kredite aus vielen unterschiedlichen Ländern angeboten, sodass eine breite Diversifikation möglich ist. Der Auto Invest bietet eine gute Möglichkeit das angelegte Geld für sich arbeiten zu lassen. Positiv ist die vorhandene Rückkaufgarantie, die bei den meisten Krediten beinhaltet ist. Im Falle eines Kreditausfalls springt der Kreditanbahner ein und zahlt die Investoren aus (inkl. Zinsen). Wie weit die Rückkaufgarantie in Krisenzeiten gesichert ist, muss allerdings noch erprobt werden.

Vorteile

  • Hohe historische Durchschnittsrendite von 12,06%
  • Mindestanlagebetrag pro Kredit beträgt lediglich 10€
  • Hohe Diversifikation möglich, da Kredite aus vielen Ländern angeboten werden
  • Investition über einen Auto Invest möglich
  • Sekundärmarkt
  • Rückkaufgarantie

Nachteile

  • Für Einsteiger können die zu tätigen Einstellungen bei der richtigen Kreditauswahl kompliziert wirken

Estateguru

Estateguru ist eine Finanzierungsplattform, die auf Immobilien spezialisiert ist. Das hat den Vorteil, dass die Kredite durch eine Eintragung in das Grundbuch abgesichert sind. Sollte der Kreditgeber zahlungsunfähig sein und die Immobilie zwangsversteigert werden, können Investoren bedient werden. Die Mindestanlage beträgt bei Estateguru 50€. Im Vergleich zu anderen P2P-Plattformen ist diese relativ hoch und führt dazu, dass die Diversifikation geringer ausfällt. Wenn man sie aber mit anderen deutschen Plattformen rund um das Thema Immobilien Crowdlending vergleicht, relativiert sich dies. Die Kredite besitzen eine Laufzeit, die laut Estateguru im Durchschnitt bei 14,3 Monaten liegt. Benötigt man das angelegte Geld währenddessen, kann der Kredit mit Verlusten auf dem Sekundärmarkt veräußert werden. Hilfreich ist die Nutzung des Auto Invests. Hier könnt ihr am Anfang eure Wunscheinstellungen vornehmen und anschließend euer Geld für euch arbeiten lassen. Wenn euer Geld aus abgelaufenen Krediten wieder bei euch landet, wird es ab einem Kontostand in Höhe von 50€ unter Berücksichtigung euer Voreinstellungen automatisch in neue Projekte investiert.

Vorteile

  • Spezialisiert auf Immobilien
  • Historische Durchschnittsrendite von 11,84%
  • Absicherung der Kredite durch Eintragung der Immobilien in das Grundbuch
  • Auto Invest verfügbar, der durch manuelle Anlagen ergänzt werden kann
  • Seit 2014 wurden über 1.400 Kredite mit einem Volumen von über 202€ Mio. realisiert
  • Sekundärmarkt

Nachteile

  • Mindestanlage pro Projekt beträgt 50€
  • Investiertes Geld ist für die Laufzeit des Kredits gebunden und kann nur unter Inkaufnahme von Verluste am Sekundärmarkt zum Teil wiedergeholt werden. Die Mindestlaufzeit der Kredite beträgt 12 Monate
  • Einige Projekte sind Nachrangig besichert. Im Insolvenzfall werden andere Investoren zuerst bedient

Viainvest

Im Vergleich zu den anderen drei Plattformen ist Viainvest in Deutschland etwas unbekannter und kleiner. Auf meiner Suche nach einer weiteren Plattform ist mir Viainvest positiv aufgefallen. Die Seite ist auf Deutsch und sehr übersichtlich aufgebaut. In Erfahrungsberichten schneidet sie gut ab. Die Mindestanlage beträgt 10€ und so lässt sich mit einem geringen Betrag eine relativ hohe Diversifizierung erreichen. Gekennzeichnete Kredite sind mit einer Buyback-Garantie versehen. Verzögert sich die Zahlung des Kredits um mehr als 30 Tage, kauft der Darlehensgeber den Kredit zurück. Genau wie bei anderen Plattform ist die Buyback-Garantie noch nicht Krisenerprobt und bietet keine 100% Sicherheit. Über einen Auto Invest können Anleger ihr Geld mit wenigen Mausklicken für sich arbeiten lassen. Bei mir hat es am Anfang ein wenig gedauert bis das Geld komplett investiert war. Dies mag an den wenigen Krediten gelegen haben, die verfügbar waren. Nach Anfangsschwierigkeiten hat sich das Problem aber deutlich gebessert.

Vorteile

  • Nutzerfreundliche Oberfläche
  • Guter und schneller Kundenservice
  • Buyback-Garantie bei gekennzeichneten Krediten
  • 10€ Mindestanlage
  • Investition über einen Auto Invest möglich

Nachteile

  • Kein Sekundärmarkt
  • Weniger verfügbare Kredite als bei anderen Plattformen
  • Beim Auto-Invest kann es ein wenig dauern, bis das Geld investiert wird