Auf der Suche nach weiteren Einkommensmöglichkeiten, bin ich auf das Thema Optionen gestoßen. In der Finanz-Community gibt es Leute, die damit einen stetigen monatlichen Cash-Flow generieren. Dies hat mir den Anreiz gegeben ihre Strategie genauer zu studieren. Ich habe mir Bücher zu dem Thema bestellt und einen Broker-Account bei Interactive Broker eröffnet. Nach einem Monat Testphase mit einem Paper Trading Konto (Musterdepot), habe ich 5.000 Euro in ein Echtgeld-Depot gesteckt. Nach knapp zwei Monaten „Options-Erfahrung“ will ich euch meine Einschätzung schildern.
Was ist eigentlich eine Option?
Optionen gibt es schon seit vielen hundert Jahren. Damals reduzierten Bauern ihr Risiko, in dem sie ihre Ernte durch Optionsverträge absicherten. Sie versprachen den Käufern eine bestimmte Menge eines Guts zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. In den Grundzügen ist die Vorgehensweise immer noch gleich. Eine Option ist also eine Vereinbarung zwischen zwei Vertragsparteien. Der Verkäufer (auch Stillhalter genannt) räumt dem Käufer das Recht ein, eine definierte Menge eines Guts (z.B. Aktien) zu einem festgelegten Termin, zu einem bestimmten Preis zu kaufen (Kaufoption oder Call) oder zu verkaufen (Verkaufsoption oder Put). Dafür erhält der Verkäufer eine Prämie von dem Käufer.
Wie kann man als Privatanleger von Optionen profitieren?
Wie eben schon beschrieben, gibt es zwei Seiten im Optionshandel. Nämlich den Verkäufer und den Käufer. Sicherlich lässt sich auf beiden Seiten mit einer passenden Strategie Geld verdienen. Hier soll sich auf die Seite des Verkäufers (Stillhalter) konzentriert werden. Am einfachsten ist die Betrachtung eines simplen Beispiels:
Aktie A steht am 01.08. bei 22$. Ich gehe nun davon aus, dass der Aktienkurs in den kommenden Wochen weiter ansteigt. Als Anfänger verfolge ich eine eher konservative Strategie und wähle einen Basiswert, der möglichst weit weg vom aktuellen Aktienkurs liegt, dennoch eine lohnende Prämie einbringt. In unserem Beispiel nehme ich den Basiswert 20$.
In vielen Literaturquellen wird eine Laufzeit von circa 30 Tagen empfohlen. Dies hängt mit der Preisberechnung der Optionen zusammen. Die korrekte Berechnung des Optionspreises ist in der Praxis komplex und beispielsweise spielt die Volatilität des Aktienkurses eine wichtige Rolle. Um es ganz einfach zu halten, setzt sich der Preis aus dem Inneren Wert der Option und dem Zeitwert zusammen. Mit innerem Wert wird der Geldwert bezeichnet, den die Option zum aktuellen Zeitpunkt einbringen würde. Der Zeitwert drückt die Unsicherheit der Kursentwicklung bis zum Verfallstag aus. Dies bedeutet, dass der Zeitwert einer Option mit sinkender Restlaufeit stetig sinkt.
Gehen wir weiter in unserem Beispiel. Ich entscheide mich also eine Verkaufsoption mit dem Basispreis von 20$ und einer Laufzeit von 30 Tagen zu verkaufen (Short Put). Angenommen ich erhalte dafür eine Prämie von 80$. Dargestellt wird dies bei den Brokern wie folgt:
Die Menge der Aktien bei einer Option sind vordefiniert. In den meisten Fällen geht ein Optionskontrakt über 100 Stück. In unserem Beispiel bedeutet dies, dass ich bei Ausübung der Option 100 Aktien zu einem Preis von je 20€ kaufe. Insgesamt also 2.000€ minus der eingenommenen Prämie, also 1920$ (auch bei Ausübung erhält der Stillhalter die Prämie).
Ebenfalls wichtig zu wissen ist der Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Optionen. Europäische Optionen können nur am Verfallstag ausgeübt werden, amerikanische hingegen während der gesamten Laufzeit. Die Ausübung kann nur durch den Käufer der Option erfolgen, während der Verkäufer „still hält“. Nach meinen Recherchen erfolgt die Ausübung während der Laufzeit äußerst selten, muss aber im Hinterkopf behalten werden. Ein starker Kursrutsch der Aktie oder ein Marktcrash (z.B. am Anfang der Corona-Pandemie) wären Argumente für den Optionskäufer sie sofort auszuüben.
Springen wir jetzt in unserem Beispiel an den Verfallstag der Option und betrachten zwei Szenarien:
- Der Kurs der Aktie steht am Ende des Verfallstag über 20$ -> Die Option verfällt und ich behalte die Prämie in Höhe von 80$
- Der Kurs der Aktie liegt unter dem Basiswert von 20$ -> Die Aktie wird mir automatisch eingebucht
Natürlich kann ich während der Laufzeit der Option auch als Stillhalter aktiv werden. Auch hier lassen sich zwei Beispiele betrachten:
- Die Aktie konnte nach wenigen Tagen einen starken Anstieg verbuchen. Der Optionspreis für den Put sinkt daher und steht bei 8$. Ich schließe die Position und mache einen Gewinn von 80$-8$-Transaktionsgebühr (Höhe ist vom Broker abhängig).
- Ich möchte eine Andienung der Aktie vermeiden und rolle die Option. Bedeutet, dass ich die Position zum aktuellen Kurs mit einem Verlust schließe. Um diesen auszugleichen, eröffne ich einen neuen Short Put mit einem späteren Verfallstag. Der Basispreis bleibt gleich oder wird heruntergesetzt (je nach Marktlage und Prognose).
Der Start in den Optionshandel
Optionen lassen sich über einen Broker handeln. Nach einiger Recherche habe ich mich für den Interactive Broker entschieden. Die Depotführung ist dort kostenlos und die Transaktionsgebühren sind im Vergleich zu anderen Anbietern die Besten. Das Handeln erfolgt über die Handelsplattform TWS (Trader Workstation). Zugegeben war ich erstmal erschlagen, als ich sie das erste Mal geöffnet habe. Es dauert seine Zeit, bis man damit umgehen kann und man muss sich intensiv damit beschäftigen. Ein Grund mehr mit einem Papertrade-Konto zu starten. Damit kann man den Optionshandel wunderbar mit einem Spielgeld-Konto üben und verschieden Strategien ausprobieren. Eine Sache, die ich jedem Beginner empfehle. Entscheidet ihr euch ernsthaft in das Thema einzusteigen und ein Echtgeld-Konto zu eröffnen, könnt ihr zwischen einem Cash-Konto und einem Margin-Konto entscheiden. Bei einem Cash-Konto muss immer über genügend Liquidität verfügen, um Aktien, Optionen usw. handeln zu können. Bei einem Margin-Konto räumt der Broker euch zusätzliche Liquidität für den Kauf von Wertpapieren ein. Es ist also möglich auf Margin zu handeln. Ich habe mich für ein Margin-Konto entschieden. Dabei ist wichtig, dass man die Margin immer im Blick behält und sie nicht vollkommen ausreizt. Dreht der Markt in die falsche Richtung, kann es unangenehme Folgen haben und bestehende Positionen werden von dem Broker automatisch verkauft (Margin-Call)
Wo kann ich mich weiter zu diesem Thema informieren?
Fazit vom Sparinvestor
Das Thema „Optionen“ ist spannend und hat mich in der bisherigen Zeit in seinen Bann gezogen. Wie bei allen Finanzthemen gilt: Erst Wissen aneignen und dann Tätig werden. Wer von heute auf morgen blind investiert, kann herbe Verluste erleiden. Wer sich Wissen aneignet und Strategien entwickelt, kann durch Optionshandel einen schönen monatlichen Betrag dazu erwirtschaften. In meinem ersten vollständigen Handelsmonat habe ich 91,01€ als Stillhalter realisiert. Auch wenn ich vorher mit einem Papertrade-Account gehandelt habe, bleiben kleine Fehler zum Start nicht aus. Beispielsweise war ich beim Rückkauf einer Option zu ungeduldig und habe zu viel bezahlt. Motivation es in den kommenden Monaten besser zu machen.
